Wie lernen HR-Verantwortliche? Studie untersucht Weiterbildungsverhalten

Österreichs Personalistinnen und Personalisten sind sehr weiterbildungsaktiv. Sie bilden sich zu einer großen Bandbreite an Themen fort und nutzen dabei unterschiedlichste Lernformate, wie die Studie „Weiterbildung im Personalmanagement 2023“ der Fachzeitschrift personal manager unter 122 HR-Verantwortlichen zeigt. Trotz der grundsätzlich positiven Ergebnisse legt die Studie nahe, dass es in Sachen Weiterbildung für das Personalmanagement noch Luft nach oben gibt.
So sind 36 Prozent der Befragten – in verschiedenen Ausprägungen – unzufrieden mit der Zeit, die sie für Weiterbildungen haben (siehe Abbildung 1). Dafür mag es unterschiedliche Gründe geben, die in der Person selbst oder in der Organisation liegen. Möglicherweise lässt das Arbeitsaufkommen Weiterbildungen nur eingeschränkt zu, die Vorgesetzten fördern diese nicht oder die Person selbst nimmt sich keine Zeit dafür. Mit den finanziellen Ressourcen für Weiterbildungen sind 29 Prozent der Teilnehmenden unzufrieden. Davon bezeichnen sich 11 Prozent als „sehr unzufrieden“. Dieses Ergebnis deutet darauf hin, dass sich ein Teil der Befragten intensiver weiterbilden würde, wenn die Mittel zur Verfügung stünden.

40 Prozent lernen an mindestens zehn Tagen pro Jahr
Doch schon jetzt ist ein großer Teil der befragten HR-Verantwortlichen sehr weiterbildungsaktiv. 40 Prozent der Befragten haben in den vergangenen fünf Jahren zehn oder mehr Tagen pro Jahr in Weiterbildungen investiert. Weitere 21 Prozent nutzten zwischen sechs und neun Tage jährlich für Lernvorhaben. Nur 2 Prozent haben sich in den letzten fünf Jahren keine Zeit für Weiterbildungen genommen.

Vielfalt bei den Weiterbildungsthemen
Der Blick auf die Weiterbildungsthemen zeigt die große Vielfalt der Fragestellungen, mit denen sich HR-Verantwortliche in den vergangenen fünf Jahren beschäftigt hat. Zu allen 26 Themen, die zur Auswahl standen, haben sich Personalist:innen weitergebildet, wenn auch in unterschiedlichen Umfängen. Besonders verbreitet waren Weiterbildungen zu rechtlichen Themen. Aber auch mit Personalentwicklung, Führung, Recruiting oder Coaching haben sich viele Personalist:innen in den vergangenen fünf Jahren beschäftigt. Die untenstehende Grafik zeigt die Top-15-Weiterbildungsthemen.

Webinare und „Learning on the Job“ beliebt
Besonders häufig haben die Teilnehmer:innen der Studie Webinare besucht (79 Prozent). Das kann teilweise der Coronazeit geschuldet sein. Doch das kurze Webinarformat lässt sich auch leicht in den Arbeitsalltag integrieren. Aus ähnlichen Gründen mag „Learning on the Job“ an zweiter Stelle der Lernformen stehen, die Personalist:innen in den letzten fünf Jahren genutzt haben.
Es folgen Online- und Präsenzseminare sowie Lektüre, Vorträge und Lehrgänge. Interessant ist zudem, dass ein Drittel der Teilnehmenden Coaching nutzt, um sich persönlich und beruflich weiterzuentwickeln. Ein Viertel hat in den vergangenen fünf Jahren ein Hochschulstudium betrieben. Jeder fünfte hat über kollegiale Fallberatungen etwas für die eigene Praxis gelernt. Selbst exotischere Lernformen wie Planspiele oder Virtual-Reality-Trainings kommen im HR-Umfeld vereinzelt zur Anwendung.

Online oder Face-to-Face?
Der Studie zufolge sind 70 Prozent der Befragten sowohl für Online- als auch für Präsenzweiterbildungen zu haben. 23 Prozent bevorzugen reine Face-to-Face-Veranstaltungen, während 7 Prozent angeben, dass sie am liebsten online lernen. Eine Mischung inhaltlich passender Formate scheint daher angezeigt zu sein.
Auch bezogen auf die Sozialformen sind die Meinungen geteilt: 43 Prozent bilden sich bevorzugt in kleinen Gruppen fort, ein Viertel (25 Prozent) lernt am liebsten allein. 23 Prozent finden größere Gruppen (wie in Seminaren oder Vorlesungen) besonders geeignet. Lernpartnerschaften bzw. -tandems favorisieren 11 Prozent.
Weiterbildungsagenda 2023
Im laufenden Jahr besuchen 38 Prozent der HR-Verantwortlichen Führungsseminare. Leadership ist damit das am häufigsten genannte Weiterbildungsthema für HR in 2023. Dieser hohe Stellenwert kann mit dem Wandel in der Führungspraxis zusammenhängen, der neue Themenaspekte wie agiles Führen oder Remote Leadership auf die Agenda bringt.
Auf der Liste der beliebtesten Weiterbildungsthemen für HR in 2023 folgen Personalentwicklung (35 Prozent) sowie Employer Branding (28 Prozent). Auf Platz 6 steht der Bereich HR Tech. Hier geht es um Kenntnisse und Knowhow zu Softwarelösungen für die Personalarbeit.

Wie in den vergangenen Jahren werden sich die Personalist:innen 2023 besonders über Webinare weiterbilden. An zweiter Stelle stehen Präsenzseminare, gefolgt von Lektüre und Onlineseminaren. Auch heuer werden dabei einige Weiterbildungstage zusammenbekommen: So will ein Viertel der Befragten zehn Tage und mehr für Fortbildungen verwenden.
Coaching-Skills, Empathie und Führungskompetenzen sind gefragt
Welche Kompetenzen aus Sicht der Befragten im Personalmanagement künftig an Bedeutung gewinnen werden, zeigt die untenstehende Wortwolke. Besonders häufig nannten die Teilnehmenden Coaching-Skills, gefolgt von Empathie und Führungskompetenzen. Hier spiegelt sich der Rollenwandel im Personalmanagement – weg von rein administrativen Tätigkeiten hin zu einer beratenden und coachenden Funktion, die neben Fachkompetenz auch Fingerspitzengefühl und Empathie sowie Führungsqualitäten verlangt. Auch digitale Fähigkeiten und Changemanagement gehören zu den Skills, die häufiger genannt werden. Sie helfen HR-Verantwortlichen, in einem volatilen Umfeld zurechtzukommen und die Digitalisierung im Unternehmen mit voranzubringen.

// ZUR STUDIE
Die Studie „Weiterbildung im Personalmanagement 2023“ basiert auf einer Onlinebefragung der Fachzeitschrift personal manager im April und Mai 2023 unter HR-Verantwortlichen in Österreich. 122 Praktiker:innen aus dem HR-Bereich haben den Fragebogen vollständig ausgefüllt und ihre Weiterbildungserfahrungen geteilt. Etwa die Hälfte der Befragten (49 Prozent) hat eine Führungsposition. Fünf Prozent gehören der Unternehmensleitung an.
Die Mehrheit der Befragten hat einen Hochschulabschluss (82 Prozent). Rund jede:r zweite Befragte arbeitet für ein Großunternehmen, das 250 Mitarbeitende oder mehr beschäftigt. Etwa ein Drittel ist bei Mittelständlern tätig (mit 50 bis 249 Beschäftigten), weitere Antworten kommen aus Klein- (10 bis 49 Mitarbeitende) und Kleinstunternehmen (bis 9 Mitarbeitende). Die Mehrheit der Studienteilnehmer:innen ist in privatwirtschaftlichen Unternehmen tätig (81 Prozent). Aber auch HR-Verantwortliche aus Non-Profit-Organisationen (8 Prozent) und Verwaltungen/Behörden (11 Prozent) haben an der Studie teilgenommen.
Bettina Geuenich ist die Chefredakteurin der Fachzeitschrift personal manager und des blog.personal-manager.at. Sie beobachtet seit rund 20 Jahren die HR-Szene in Österreich und schreibt darüber.