High Performance: Teams zu höheren Leistungen befähigen

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In unsicheren Zeiten benötigen Unternehmen leistungsstarke Teams, die sich durch einen gemeinsamen Ankerpunkt, eine klare Orientierung sowie einem Gefühl von Sicherheit auszeichnen. Doch wie gelingt es, High Performing Teams aufzubauen?

Unsere Welt befindet sich mehr denn je im Umbruch – was an einem Tag noch die Regel war, ist am nächsten bereits passé. Sicherheit und Stabilität gehören der Vergangenheit an, stattdessen hört man überall von VUCA oder BANI und damit von Komplexität und Non-Linearität, von Volatilität und Unverständlichkeit. Wandlungsprozesse prägen unseren Alltag und bringen Unternehmen ins Wanken. Insbesondere verlieren klassisch hierarchische Strukturen an Bedeutung, wodurch effektive Teamarbeit noch stärker in den Vordergrund rückt.

Es wird zunehmend wichtiger, als Team Resilienz aufzubauen sowie die Kompetenz zu erlangen, sich laufend und flexibel auf neue Arbeitsanforderungen einstellen zu können. High Performing Teams sind besonders resilient beziehungsweise antifragil. Auch in Zeiten der Unsicherheit oder erhöhten Belastung halten sie den Herausforderungen nicht bloß stand, sondern gehen gestärkt aus ihnen hervor. Doch welche Faktoren fördern High Performing Teams und wie können Unternehmen diese Entwicklung vorantreiben?

Arbeiten Teams mit einem geteilten Purpose tatsächlich effektiver?

Wenn es um die Entwicklung von High Performing Teams geht, steht die Frage nach dem gemeinsamen Sinn und Zweck des Handelns zu Beginn der Teamreise. Die Frage nach dem „Warum“ braucht es hierbei nicht nur, um geeint die gleiche Richtung einzuschlagen, sondern insbesondere auch um die Bedeutsamkeit des gemeinsamen Tuns aufzuzeigen. Es steht somit das große Ganze im Sinne eines Teamauftrags im Vordergrund, auf das alle Teammitglieder engagiert hinarbeiten und ihre Leistungen entsprechend ausrichten. Zudem fördert ein geteilter Purpose ein Gefühl von Identität, Zugehörigkeit und Einheit.

Der Purpose allein genügt natürlich nicht, um Aufgaben auch zu erledigen, stellt aber eine wesentliche Basis für unsere Motivation zu Handeln dar. Essenziell ist jedenfalls, dass der Purpose gemeinsam erarbeitet und nicht von außen vorgegeben wird, um ehrliches Commitment sicherzustellen. Hierbei reflektiert das Team unter anderem seine Stärken und Aufgaben sowie die Wirkung, die es in der eigenen Organisation beziehungsweise darüber hinaus erzielt. Es wagt also einen wertvollen Blick nach innen, sodass bereits bei der Erarbeitung des Purposes die Identifikation mit dem Team entsteht und verstärkt wird. Ergebnis des gemeinsamen Prozesses ist ein Purpose Statement, das als ständiger Begleiter und emotionaler Verstärker fungiert sowie als Basis für die weitere Definition von Teamzielen dient.

Inwieweit ist Teamrollenklarheit ein essenzieller Erfolgsfaktor bei High Performing Teams?

Nach der Festlegung des Team Purposes, stellt sich die Frage nach dem individuellen Leistungsbeitrag jedes einzelnen Teammitglieds. Es gilt herauszufinden, wer welche Rolle und damit Aufgaben im Team übernehmen kann, entsprechend den eigenen Stärken und Potenzialen.

Nehmen wir das Team einer Notaufnahme als Beispiel. Stellen Sie sich vor, eine Patientin wird mit einer lebensgefährlichen Verletzung ins Spital eingeliefert; eine Situation, in der jede Sekunde entscheidend sein kann. Gibt es keine klare Verteilung von Aufgaben und Zuständigkeiten sowie klare Prozesse, ist die Überlebenswahrscheinlichkeit vermutlich sehr gering. Was es in diesem Kontext bedarf, sind nahtlose Arbeitsabläufe und klar definierte Zuständigkeitsbereiche sowie damit einhergehende Erwartungen, sodass alle wissen, was zu tun ist und worauf sie sich verlassen können. Eine solche klare Rollenverteilung sorgt nicht nur dafür, dass wir uns auf die eigenen Aufgaben fokussieren zu können und überflüssige Doppelarbeiten vermeiden, sondern bringt auch Orientierung in einer komplexen und unsicheren Welt.

Zudem ist die Verteilung von Rollen auch förderlich für das persönliche Flow-Erleben. Mit Flow versteht die Wissenschaft das „völlige Aufgehen in einer Tätigkeit“, ein Zustand, der mit positiven Emotionen einhergeht. Ein wichtiges Kernelement ist nach Rheinberg (1995), dass Handlungsanforderungen als klar und interpretationsfrei erlebt werden, sodass man jederzeit und ohne nachzudenken weiß, was zu tun ist. Voraussetzung ist allerdings, dass die Rollen entsprechend den eigenen Stärken, Interessen und Kompetenzen verteilt werden, da ein Flow-Erleben nach Csikszentmihalyi (1975) nur dann erreichbar ist, wenn das Anspruchsniveau der Tätigkeit den eigenen Fähigkeiten entspricht.

Welche Rolle spielt die psychologische Sicherheit innerhalb des Teams?

Teams, die durch psychologische Sicherheit geprägt sind, genießen eine vertrauensvolle Umgebung, in der es geschätzt wird, seine Meinung und Ideen offen zu äußern, ohne hierfür schlecht beurteilt zu werden oder negative Konsequenzen fürchten zu müssen (vgl. Amy Edmondson: Psychological safety is „a sense of confidence that the team will not embarrass, reject, or punish someone for speaking up“). Folglich trauen sich Teammitglieder von High Performing Teams vermehrt Neues auszuprobieren sowie Risiken einzugehen, was Innovation fördert.

Das Gefühl von Sicherheit führt zudem dazu, dass die Teams offen und wertfrei über Fehler sprechen und die daraus gezogenen Lernerfahrungen als Chance für die eigene Entwicklung nutzen. Der Führungskraft kommt an dieser Stelle eine wesentliche Rolle zu. In ihrer Funktion als Vorbild kann sie eine offene Fehlerkultur dadurch stärken, dass sie selbst regelmäßig über die eigenen Fehler spricht und ehrliches Feedback untereinander fördert. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden sich allerdings nur dann trauen, ihre Eindrücke und Meinungen weiterhin ehrlich zu teilen, wenn auch eine annehmende, wertschätzende Reaktion auf kritische Rückmeldungen folgt.

Wie unterstützen Team Development Journeys bei der Entwicklung von High Performing Teams?

Die nachhaltige, stabile Entwicklung von High Performing Teams stellt einen stetigen Prozess dar, der Zeit, die richtigen Rahmenbedingungen sowie eine gute Begleitung der gemeinsamen Reise benötigt. Wichtig ist, dass es sich hier nicht um einzelne „Teambuilding“-Aktivitäten handelt, sondern idealerweise um die Gestaltung von Team Development Journeys für eine ganzheitliche Entwicklung. Hierfür muss das Team identifizieren, wo es aktuell steht, in welche Richtung die gemeinsame Reise gehen soll und welche Wege zielführend sind. Angepasst an die Bedürfnisse und Anforderungen des jeweiligen Teams gilt es dann, einen Mix an Entwicklungsaktivitäten zu definieren. Gerade Team Workshops und Team Coachings, aber auch individuelle Trainings zur Vorbereitung auf wesentliche Future Skills, wie Perspektivenwechsel und Kooperationsfähigkeit, stellen wesentliche Methoden für eine gezielte Teamentwicklung dar.

Zusammengefasst ist die Entwicklung von High Performing Teams aufgrund ihrer hohen Leistungsfähigkeit sowie Widerstandsfähigkeit eine mögliche Antwort auf eine zunehmend komplexe und unsicher werdende Welt. Die Synergie von Purpose, Rollenklarheit und psychologischer Sicherheit fördert unter anderem Motivation, Effektivität, Innovation und Inklusion, was sich positiv auf den Teamerfolg und demzufolge den Unternehmenserfolg auswirkt.
Wenn auch Sie die Begeisterung zur Entwicklung von High Performing Teams in Ihrem Unternehmen gepackt hat, lade ich Sie herzlich ein, sich Gedanken zu folgenden Fragen zu machen:

  • Was ist unser Unternehmens-Purpose, an denen sich die einzelnen Teams orientieren können?
  • Welche Rahmenbedingungen wirken unterstützend oder hinderlich auf die Entwicklung von High Performing Teams?
  • Welche Führungskultur leben wir aktuell und welchen Einfluss hat sie auf die Entwicklung von High Performing Teams?
  • Wer könnte das Thema High Performing Teams im Unternehmen vorantreiben?
  • Welche Schritte müssen wir setzen, um die Entwicklung von High Performing Teams zu fördern?
  • Welche Rolle übernimmt hierbei HR?

Viel Erfolg bei der Begleitung wundervoller und beflügelnder Entwicklungsreisen der Teams in Ihrem Unternehmen!

Sandra Donhauser
Learning & Development, People & Organisation , BDO

Sandra Donhauser ist Psychologin, Trainerin und leidenschaftliche Beraterin im Bereich People & Organisation bei BDO. Gemeinsam mit ihrem Team Learning & Development unterstützt sie Unternehmen in allen Belangen der Personalentwicklung und begleitet Menschen auf ihrer Entwicklungsreise.

Nathalie Rogge
Learning & Development, People & Organisation , BDO Austria GmbH

Nathalie Rogge, Learning & Development, People & Organisation, BDO Austria GmbH

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